Forschung trifft Mittelstand. Und umgekehrt.

Noch eine experimentelle Arena – muss das denn sein? Die meisten Zukunftsfabriken und Forschungsfelder, die man so kennt, haben nämlich vor allem eines gemeinsam: Die Projekte sind weit weg von den Belangen der mittelständischen Praxis. Sie richten sich an Konzerne. Und stehen häufig leer.

Anders in Karlsruhe. Obwohl sich die dortige Forschungsfabrik mit dem Zusatz „für KI-integrierte Produktion“ schmückt, richtet sich ihr Geschäftsmodell an den Betrieben aus. Wir reden vom Mittelstand. Branche: Maschinenbau, ein Rückgrat der deutschen Wirtschaft, noch immer. Bedarf besteht hier oftmals darin, neue Anlagen und „unreife“ Prozesse bis zur Marktreife zu entwickeln. Künstliche Intelligenz kann dabei als Zukunftstechnologie eine Rolle spielen, muss sie aber nicht.

Nur wenige Mittelständler haben die Möglichkeit, strategische Entwicklungen systematisch voranzutreiben. Entweder reicht die vorhandene Infrastruktur nicht aus, oder das Know-how, an einzelnen Stellen zumindest. Natürlich kennen Maschinenbauer hierzulande ihre Technologien und Prozesse aus dem Effeff. Aber: Künftig wird verstärkt Wissen über Werkstoffe und Informationstechnologien benötigt, das in den Betrieben nicht im erforderlichen Maße vorhanden ist. Oder nur selten.

Genau dafür gibt es die Karlsruher Forschungsfabrik. Unternehmen können ihre Anlagen auf einem der großzügig bemessenen Versuchsfelder aufbauen und sich an die vorhandene Infrastruktur anhängen. Namentlich das hier nutzbare Edge-Computing des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ist weit jenseits der Möglichkeiten eines Mittelständlers. Für die Sicherheit der Daten wird ebenfalls garantiert. Eine Sorge weniger.

Infrastruktur ist das eine, innovatives Forscherwissen das andere. Die Forschungsfabrik vereint Expertise der drei entscheidenden Fachdisziplinen. Erstens: Exzellentes Produkt- und Produktionswissen aus dem traditionsreichen wbk Institut für Produktionstechnik des KIT. Zweitens: Materialforschung, eine Domäne des Fraunhofer ICT (Institut für Chemische Technologie). Und drittens Informationstechnik, eingebracht vom Fraunhofer IOSB (Institut für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung). Alle drei Institute sind in der Forschungsfabrik aktiv. Die Welten wachsen zusammen.

Wer wüsste das besser als Dr. Olaf Sauer vom Fraunhofer IOSB, der mit seinem Kollegen Dr. Thomas Usländer das Buch „Informatik in der Fabrik“ geschrieben und bei LOG_X herausgebracht hat: https://www.log-x.de/index.php/verlagsprogramm/208-informatik-in-der-fabrik

Nicht ganz zufällig lautet auch der Untertitel dieses Buches „Die Welten wachsen zusammen“. So ist das nämlich – konzeptionell im elektronischen Buch und real in der Forschungsfabrik. Die, by the way, von Dr. Olaf Sauer geleitet wird.

An innovativen Angeboten herrscht in der Fabrik kein Mangel. Das Spektrum reicht von Kooperationsmodellen zwischen Forschung und Praxis über zahlreiche Veranstaltungen und Schulungen bis hin zum Konzept „Embedded Scientist“. Dieses Modell bietet die Möglichkeit, Entwicklungsarbeit für ein Unternehmen zu leisten und dazu zu promovieren. „Tue der Praxis Gutes und promoviere darüber“ so könnte man diesen Ansatz in Anlehnung an ein bekanntes Zitat umschreiben.

Besser kann man die enge Verzahnung von Industrie und Wissenschaft kaum organisieren. Und zwar nicht in Sonntagsreden, sondern in der täglichen Arbeit, in der Forschungsfabrik.

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