Fabrikle, next Generation

In vielen ländlichen Gegenden Deutschlands werden die Ortschaften geprägt von einer kleinen Fabrik oder einem überschaubaren Gewerbegebiet am Ortsrand. Man mag das mögen oder nicht, es hat Gemeinden und ganzen Landstrichen über Jahrzehnte hinweg Wohlstand gebracht. Entstanden sind die Unternehmen oftmals aus kleinen Anfängen, aus Werkstätten oder Schuppen heraus. Garagen als Gründerzentren waren hierzulande schon lange stilprägend, bevor sie im Silicon Valley Berühmtheit erlangten.

Nicht wenige der erfolgreichen Hidden Champions, der unbekannten Weltmarktführer, stammen vom Dorf. Und sind dort geblieben.

Der Nachteil: Je größer die Betriebe wurden, desto mehr Platz brauchten sie. Ein ehemaliges Ladengeschäft im Prenzlauer Berg mag für das Mixen von Smoothies genügen – mechanische Fertigung braucht Maschinen, Fläche und wird zur Fabrik. Was nicht heißt, dass hier weniger Zukunft stattfindet als bei den medial gehypten Startups im „Prenzelberg“. Nur eben anders.

Spätestens seit der Jahrtausendwende schien die Glanzzeit des Fabrikle, wie es im Südwesten heißt, vorbei zu sein. Kostendruck durch die Kunden, geringe Kapitaldecke, schwierige Suche nach Unternehmensnachfolgern und Personal. Die Abgesänge wurden lauter. Aber: Totgesagte leben länger.

Tatsächlich haben sich neues Denken und frisches Kapital auf den Weg in die Provinz gemacht. Ein Beispiel ist die Firma Hanselmann & Cie. Technologies in Oppenweiler, einem vom Freizeitverkehr geplagten Straßendorf an der Murr. Die Murr mündet in den Neckar. Die endlosen Pulks von Motorradfahrern auf ihrem sonntäglichen Weg zu den kurvenreichen Strecken des schwäbisch-fränkischen Waldes münden in den Klimawandel. Aber das ist eine andere Geschichte.

Erfreulicher ist, was im Fabrikle passiert. Das wurde seit 2020 restrukturiert, wird seit 2022 digitalisiert und ist auf dem besten Weg, eine echte Zukunftsfabrik zu werden. Die Strategie des neuen Eigners ist klar: Mit Technologie und exzellenten Produkten zurück zum Erfolg. Und mit einer guten Mannschaft, versteht sich.

Das scheint zu gelingen. Bei meinen Besuchen im Werk treffe ich auf erkennbar engagierte Mitarbeiter und ein hoch professionelles Management. Niemand macht den Eindruck, dass man ihn zur gewerblichen Arbeit zwingen müsste. Es ist ein wenig wie früher.

Der Unterschied liegt wohl darin, dass die vorige Generation von Gründern, Facharbeitern und Führungskräften vor allem technisch versiert war. Feinmechanik auf Weltniveau. Heute kommen digitale Kompetenzen dazu und „managerial Skills“, was nicht nur Controlling bedeutet. Rechnen konnten schon die Alten.

Das Fabrikle, next Generation, zeigt sich als attraktiver Arbeitgeber im ländlichen Raum, Kununu lässt grüßen. Auch das ist eine gute Nachricht: Wehret den Pendlerströmen. Im Zweifel fährt die Murrtalbahn. Und hält in Oppenweiler.  

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